Achim. Die tollkühnen Piloten schreckten vor nichts zurück. Weder vor der steilen Startrampe noch vor der schnellen Piste. Auch kleine Fahrfehler konnte die jungen Hobbyrennfahrer nicht stoppen. Zu lange hatten die Jugendlichen geschraubt und gebastelt, um bei dem großen Preis von Achim dabei sein zu können.
Einige Hundert Schaulustige fanden sich nachmittags entlang der Langenstraße im Stadtzentrum ein und bejubelten zahlreiche mutige Seifenkistenpiloten, die sich auf die steil abfallende etwa 500 Meter lange Piste wagten. Organisiert wurde das Spektakel von der Kreisjugendfeuerwehr Verden. Etwa zwei Dutzend Jugendfeuerwehren, nicht nur aus dem Landkreis Verden, gingen dabei mit jeweils mehreren Piloten an den Start. Erstmals beteiligten sich auch die Kinderfeuerwehren an dem schnellen Spektakel.
Für die Kinderfeuerwehr Baden traute sich der sechsjährige Ben ins Rennen. Fröhlich setzte er sich hinter das kleine Lenkrad und steuerte seine Seifenkiste ohne Fahrfehler ins Ziel. Dabei saß er vor 14 Tagen zum ersten und bisher einzigen Mal in einem solchen Rennwagen.
Ein nicht so gutes Gefühl hatte Jannek, 13 Jahre, aus Morsum: „Der Start war zu schlecht, das wird heute nichts mehr.“ Anders ging es Malte aus Daverden: „Unsere Kiste ist schön leicht, zweimal habe ich das Duell bereits gewonnen“, freute sich der Zwölfjährige. „Weil die Mädchen nicht den Zwang haben, unbedingt gewinnen zu wollen, fahren sie einfach besser“, erzählt Antonia, elf Jahre alt, von der Uphuser Jugendfeuerwehr.
Während im Ziel über die Strecke diskutiert wurde, ging es bei den Betreuern an der Piste um die Konstruktion der Seifenkiste. „Unsere Seifenkiste ist quadratisch, praktisch, gut – somit auf jeden Fall eine der schnellsten im Rennen“, sagte Daniel Heldt, Mitglied der Ortsfeuerwehr Uesen. Bis in die Nacht hatte er an dem Gefährt geschraubt und den schlanken Flitzer erst wenige Stunden vor dem großen Preis von Achim fertigstellen können. Da er Teile von einer alten Seifenkiste wiederverwerten konnte, kam er für seine Konstruktion mit Baukosten von 100 Euro aus.
Viel Mühe hatte ein Team in das Aussehen ihrer Milram-Seifenkiste gesteckt. Wie ein original Sahnebecher wirkte das ulkige Gefährt. Brachte aber 180 Kilo auf die Wage und war mit Abstand das schwerste Fahrzeug auf der Piste. Einen großen Vorteil gab es dann doch: Der Pilot saß in einer wettergeschützten Kanzel.
„Für viele Betreuer ist Seifenkistenfahren ein Jugendtraum. Ich hätte das als Kind auch gerne gemacht, aber als die Rennen vor vielen Jahren eingeführt wurden, war ich natürlich schon zu alt für so etwas“, erzählte Herbert Jäger aus Baden. Gestern wirkte er als Moderator am Start mit. „Es gibt nichts Gerechteres als Seifenkistenrennen. Die Formel 1 ist Dreck dagegen“, formulierte es Klaus-Dieter Wolk. Er begründete das mit den vielen verschiedenen Eigenschaften der Renngefährte. „Das geht bei den unterschiedlichen Rädern los und hört bei dem bauartbedingten Luftwiderstand auf. Jedes Team kann frei mit den Materialien experimentieren“, so Wolk.