Achim. Einen Nachmittag herrschte auf dem Pausenhof und in den Räumen des Gymnasiums am Markt Wildwest-Stimmung. Die 600 Schüler – viele hatten sich mit Cowboyhüten, Indianerfedern oder anderen passenden Accessoires ausstaffiert – feierten mit ihren Eltern und Lehrern ein großes Frühlingsfest.
„In den ersten drei Jahren standen unsere Sommerfeste stets unter dem Motto Mittelalter. Vergangenes Jahr machten wir einen Ausflug in die Wildwest-Zeit. Das hat uns so viel Spaß bereitet, dass wir nun erneut ein Fest mit Cowboys and Cowgirls, Squaws und Indianern veranstalten“, sagt Ralf Gronki. Außerdem wusste der als Häuptling verkleidete Schulleiter des Achimer Gymnasiums am Markt, abgekürzt GamMa, noch einen weiteren Grund: „Sonst müssten wir uns jedes Jahr neue Kostüme anschaffen“, so Gronki.
Überall auf dem Pausenhof wuselten Cowboys und Indianer herum. Jede Klasse hatte eine Attraktion vorbereitet oder agierte hinter den Kulissen. Die Klasse 7a hatte beispielsweise das Spiel „Schlag die Erbse“ aufgebaut. „Die Chance, die Erbse zu treffen, liegt gefühlt bei eins zu einhundert“, sagt Mario Ohmes etwas frustriert. Höher lagen die Gewinnchancen beim Steckenpferderennen der Klasse 5a. Hierbei duellierten sich jeweils nur zwei Reiter.
Besonders Teenager lockte die Bude von Mirjana Ruffert, Laura Vögel, Elena Wilkens und Yvonne David an. Im Angebot der vier Mädchen waren kleine Schmuckstücke wie Anhänger, Ketten, Ringe, selbstgebastelte Traumfänger und Handy-taschen. „Bereits im Januar haben wir mit der Produktion angefangen“, erzählt Laura. Besonders aufwendig gestaltete sich die Fertigung der mit Strasssteinen besetzten Handytaschen, denn die Mütter mussten den Mädchen erst die Arbeit mit einer Nähmaschine erklären. Zwei Euro wollten die Teenager für eine solche Tasche haben. Für 50 Cent konnte eine Kette mit Diddl-Anhänger erworben werden. „Solche Schmückstücke haben wir aussortiert, denn Diddl tragen wir in unserem Alter natürlich nicht mehr“, erzählt Laura.
Anfangs nicht so gut besucht war das Dosenwerfen der Klasse 8b. Dabei hatten sich die Schüler große Mühe gegeben und Fotos ihrer Lehrer auf die Dosen geklebt. Dafür war an der Gewinnausgabe der Tombola die Schlange umso länger. Meike Wibbeling konnte sich über eine Taschenlampe sowie Hamburger- und Milchshakegutscheine für einen großen amerikanischen Burgerbrater freuen. „Das ganze für fünf Euro Einsatz“, sagt Meike Wibbeling.
Noch besucht Florian eine dritte Grundschulklasse, aber im Anschluss möchte der Neunjährige aus Oyten unbedingt das Gymnasium am Markt besuchen. „Das GamMa ist so viel größer als meine Schule, und die Lehrer und Schüler machen einen netten Eindruck“, erzählt Florian, während er am offenen Feuer ein Stockbrot erhitzt. Besonders interessiert ist er an Mathe. „Da haben wir mit Herrn Taubenhein auch einen tollen Lehrer“, erzählt sein Bruder.
Inzwischen ist es an der Schule Tradition, dass die Theater-AG den Aktionstag für die Aufführung eines geschichtsträchtigen Theaterstücks nutzt. Nach der Darbietung „Die Wende in Bernburg“ im vergangenen Jahr stand diesmal mit „RAF – Der Weg in den Terror“ nicht minder schwere Kost auf dem Programm. Deshalb warnte Lehrer Michael Müller vor Beginn des Stückes auch die Eltern junger Schüler, dass das Schauspiel erst ab zwölf Jahren verständlich sei. Gleich zu Beginn gab es Wehklagen, Benno Ohnesorg, gerade von einem Polizisten erschossen, liegt auf der Bühne. In den folgenden 70 Minuten erlebten die Besucher in der voll besetzten Aula, wie in den jungen Menschen terroristisches Gedankengut entsteht und sich die Rote Armee Fraktion bildet.
„Unsere Theater-AG hat das Thema gewählt, weil es im regulären Schulunterricht kaum behandelt wird“, sagt Lehrer Michael Müller. Die beteiligten Schüler aus den Klassen sechs bis zehn haben das Drehbuch in viel Eigenarbeit entwickelt. Ein ganzes Jahr benötigten sie von der Idee bis zum fertigen Stück. Nicht nur auf der Bühne wirkten die 20 Beteiligten mit, sondern auch hinter den Kulissen an den Scheinwerfern oder am Ton-Mischpult. „RAF – Der Weg in den Terror“ soll noch einmal vor Schülern und einmal öffentlich im Achimer Kulturhaus aufgeführt werden. Ein Termin steht noch nicht fest.